Stolpersteine

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder der Initiativgruppe ‚Stolpersteine’,

Wir haben uns heute hier in der Klümperstraße vor dem Haus Nr. 8 versammelt, um der Mitglieder der Familie Rosenbaum – Bewohner dieses Hauses bis 1942 – zu gedenken.
„Wir“ – das heißt der Ortsverein der SPD – möchten mit diesem Stolperstein an Lenchen Rosenbaum erinnern.

Lenchen Rosenbaum (die Verkleinerungsform galt als Kosename für die Töchter jüdischer Haushalte) wurde am 23. Januar 1914 als Tochter des Simon Rosenbaum und seiner Frau Regine, geb. Gottschalk in Raesfeld geboren.
Simon fiel im 1. Weltkrieg und hinterließ eine Frau und zwei Kinder.
Um ihren Kindern ein Dach über dem Kopf zu sichern, kaufte Regine ein Haus: Dorf Nr. 22.
Es war das Haus ihres bereits verstorbenen Schwiegervaters. Hier richtete Regine einen Kurzwarenladen ein, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ihr späterer Mann – Nathan Elkan – betrieb den mobilen Handel mit einem Dreirad, an das sich so manche Zeitzeugen noch lebhaft erinnern können.
Am 12. September 1933 verstarb Regine.
Zurück blieben Nathan und seine Stieftochter Lenchen.
Lenchen, die wie die anderen Kinder von jüdischen Mitbürgern erst die Jugendbewahranstalt der Heiligenstätter Schulschwestern und dann die Volksschule besucht hatte, erlernte den Beruf der Textilverkäuferin in Borken.

Doch es kamen schwere Zeiten auf sie und die übrigen Mitglieder der jüdischen Gemeinde zu.

Der aufkeimende Nationalsozialismus hatte schließlich leider das Münsterland und somit auch Raesfeld vereinnahmt.
Es kam zu verbrecherischem, unvorstellbarem Vandalismus an und in jüdischen Häusern und Geschäften: Fenster wurden eingeworfen, Türen eingetreten, Mobiliar zerstört.
Es folgte die menschliche Katastrophe: Lenchen wurde zusammen mit Malchen – Amalie – Elkan das erste Opfer:
Die jungen Frauen waren die ersten jüdischen Mitbürger Raesfelds, die abgeholt und nach Riga in ein Konzentrationslager verschleppt wurden.
Beim Anrücken der ‚Roten Armee’ im Juli 1944 wurde Lenchen Rosenbaum zusammen mit 1.350 weiteren Männern und Frauen ins KZ Stutthoff bei Danzig verbracht.

Dort wurde ihr auf grausame Weise das Leben von Menschen genommen.

Angesichts dieser unvorstellbaren Verbrechen und der damit ausgelösten menschlichen Tragödien können wir nur noch verstummen und uns verneigen – in Trauer und Respekt gegenüber allen im Nationalsozialismus ermordeten Menschen.

Es ist uns ein besonderes Anliegen, in Gedenken an Lenchen Rosenbaum nun diesen Stolperstein zu verlegen.

Mögen viele Menschen darüber stolpern, innehalten und nachdenken – auf dass es nie wieder in der Geschichte Deutschlands und der Welt zu Verfolgung und Vernichtung von Menschen kommt– sei es aus religiösen, politischen, sozialen oder weltanschaulichen Gründen.

Danke für Ihre Anteilnahme!